Eine unvergessliche Zeit

Eine unvergessliche Zeit

"Es sind die Begegnungen mit Menschen,
die das Leben lebenswert machen."

So formulierte es einst Guy de Maupassant (1850 - 1893), der französische Erzähler und Novellist.

 

...Und gleich ein gutes Dutzend Menschen ist es, das dieses Jahr für mich zu einem Besonderen werden lässt! Der Laufsport, der erst seit einigen Jahren fester Bestandteil meines Lebens geworden ist, hat das möglich gemacht. Während Regentropfen ihren Trommelwirbel auf dem Dachfenster meines Arbeitszimmers vollführen, suche ich nach Worten, die halbwegs anschaulich beschreiben können, was ich in den vergangenen Monaten und besonders den letzten Tagen erleben durfte:

Das Laufen scheint offensichtlich die Art sportlicher Aktivität zu sein, die viele Menschen gleichen Interesses zusammenbringt: Sie eint die Freude an der Bewegung und nicht zuletzt am Wettbewerb. Und ein solcher Wettbewerb war es denn auch, bei dem ich mich für das Wittenseer Aktiv Team beworben hatte, mit dem es im Oktober nach Mallorca zum dortigen Marathon-Event gehen sollte. Anders als erwartet gehörte ich tatsächlich zu den acht Gewinnerinnen und Gewinnern, die von einer Jury ausgewählt worden waren – bereits das konnte ich kaum fassen!

Schon beim ersten gemeinsamen Kennenlernen in Kiel zeigte sich, dass Gewinner und Organisatoren, die vom Lebensalter her eine Bandbreite von Mitte 20 bis Mitte 60 umspannen, schnell einen Draht zueinander gefunden hatten und auf vergleichbarer Wellenlänge ticken.

In den folgenden Wochen und Monaten standen neben dem intensiven WhatsApp-Austausch untereinander tolle Begegnungen bei diversen Laufveranstaltungen auf dem Programm, das durch hilfreiche Trainingstipps der beiden Coaches Katharina und Leif ergänzt wurde. Die ‚On Top‘ durchgeführte Leistungsdiagnostik erlaubte zudem einen individuellen Einblick in das eigene sportliche Leistungsvermögen und vermittelte einen Anhaltspunkt, das eigene Training möglichst effizient zu gestalten.

Drei Monate können gefühlt, nämlich vom ersten Kennenlernen bis zum eigentlichen ‚großen Tag’, ziemlich lang sein. Doch dann war es soweit – Flug, Hotel, Startplatz und das ganze Drumherum waren gebucht, die Koffer gepackt und die Anreise zum Flughafen bereits tags zuvor organisiert, denn es galt: Bloß nicht zu spät am Terminal sein und womöglich ausgerechnet diesen Flug verpassen! Diese Sorge hatte wohl jeden umgetrieben, denn alle Mitreisenden waren sehr rechtzeitig vor Ort und in bester Reiselaune. Diese steigerte sich dadurch weiter, dass Thomas uns alle mit tollen Wittenseer-Outfits ausstattete und damit auch äußerlich zu einem Team machte.

Gut zweieinhalb Stunden nach dem Check-In erreichten wir die Insel, holten das Gepäck ab und besetzten die Mietwagen. Bei leicht bedecktem Himmel chauffierten uns Leif und Thomas zum Hotel, dessen Lage sich als denkbar günstig herausstellen sollte. Dort angekommen war allerdings Geduld angesagt, denn die Check-In-Prozedur nahm einiges an Zeit in Anspruch, was aber der guten Stimmung der Gruppe keinen Abbruch tat. Die Zimmer konnten ohnehin erst am frühen Nachmittag bezogen werden. Kurzerhand wurde daher eine kleine Erkundungstour in Richtung Strand unternommen und gleichzeitig das inzwischen aufgekommene Hungergefühl gestillt. Auch die Sonne hatte sich den Weg durch die Wolken gebahnt und motivierte, dem eigentlichen Zweck des Strandbesuches nachzugehen und in die angenehm warmen Fluten zu steigen. Schnell verflog der erste Tag und nach dem reichhaltigen, kalt-warmen Buffet in unserem sehr gut aufgestellten Hotel folgten vereinzelte Ausflüge in das Nachtleben an der Platja de Palma.

Die Frauen und Männer unserer Lauftruppe teilten sich jeweils Doppelzimmer, wobei das Hotelmanagement dafür gesorgt hatte, dass sich – zumindest in dem von Frank und mir bewohnten Zimmer – die Menge an Bettwäsche mit der Zuteilung lediglich einer, wenngleich auch großen, Bettdecke in Grenzen hielt. Ein entsprechender Hinweis an der Rezeption am nächsten Morgen wurde dort freundlich aufgenommen und so konnten wir in den folgenden Nächten jeweils eine Decke unser eigen nennen. Natürlich blieb diese Petitesse von den übrigen Gruppenmitgliedern nicht unbemerkt und sorgte an den weiteren Tagen für die eine oder andere humoristische Einlage!

Der Freitag war zweigeteilt und vormittags von Sport geprägt. Nachmittags war Sightseeing an anderen Strandabschnitten angesagt. Die Wetterlage hatte sich inzwischen weiter deutlich verbessert und wir besuchten bei strahlendem Sonnenschein eine der modernsten Leichtathletikanlagen Europas, die sich in Magaluf befindet. Nach einigen Aufwärmrunden um das Stadion herum und dem obligatorischen Lauf-ABC mit Katharina und Leif stand individuelles Training auf dem Programm, das auf einer derart tollen Anlage ausgesprochen Freude bereitete. Die Anlage bietet dem Besucher alles, was das Sportlerherz begehrt, so dass wir diesen besonderen Ort schließlich frisch geduscht verlassen konnten. Der nachmittägliche Café- bzw. Strandbesuch und das Abholen der Startunterlagen in Palma rundeten den Tag ab. Nach dem Besuch des Abendbuffets galt es dann wieder die Gastronomie an der Küste zu erkunden, die Dank der Lage des Hotels binnen weniger Minuten erreicht werden konnte.

Unsere Lauftruppe neigte nicht dazu, des Morgens lange in den Federn zu liegen. Auch schien es ohne viel Worte ganz selbstverständlich zu sein, dass sowohl abends als auch beim morgendlichen Frühstück immer genügend Plätze an einer der Größe unserer Gruppe entsprechenden Tafel bereitstanden. Fleißige Hände der zuerst erschienenen Gruppenmitglieder sorgten sogleich nach Eintreffen dafür, dass Tische und Stühle in erforderlicher Anzahl zu besagter Tafel zusammengestellt wurden und das Gruppengefüge auch beim Essen gepflegt wurde. Ohnehin hatte sich bereits am zweiten Tag eine Gruppendynamik entwickelt, wie ich sie kaum für möglich gehalten hätte. Jeder brachte sich ein und leistete seinen Beitrag für das Team und für ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das nach so kurzer Zeit wohl seinesgleichen suchen dürfte! Es machte riesige Freude, mit diesen Menschen - so verschieden sie doch sind - zusammen zu sein.

Samstag galt es, Palma zu erschließen und sich einen Eindruck von der Touristenmetropole der Insel zu verschaffen. Dies galt für mich insofern umso mehr, als dass ich die beliebteste Ferieninsel der Deutschen das erste Mal besuchte. Daher gehörte die Besichtigung der Kathedrale der Heiligen Maria – im Volksmund La Seu genannt, deren Grundstein bereits 1230 gelegt und die Hauptfassade erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts fertiggestellt wurde, zum Pflichtprogramm. Ein Spaziergang durch die engen Gassen der Stadt vermittelte einen Eindruck davon, wie sich der am nächsten Tag für sechs unseres Teams angesetzte Halbmarathon wohl anfühlen könnte – es ging auf- und abwärts und um die Ecken, so dass ein zügiger Lauf eher nicht zustande kommen würde. Daher war ich ganz froh, lediglich für die 10km-Distanz gemeldet zu haben, die nahezu vollständig an der Marina entlang führen sollte. Aber Pflastertreten kann anstrengend werden und daher orientierten wir uns am Nachmittag wieder Richtung Strand und genossen das angenehm temperierte Wasser des Mittelmeers und den ausgedehnten Strand, der zum barfuß Spazierengehen einlud und man seinen Füßen so etwas Gutes tun konnte.

Nachdem der Rest des Samstages sportlich diszipliniert unspektakulär ablief und der Versuch, vor dem großen Tag, dem Laufevent der Insel, zumindest etwas Schlaf zu finden, nur rudimentär gelang, war bereits vor Sonnenaufgang Aufstehen und Frühstück angesagt. Mit Blick auf die knapp bemessene Zahl der Parkplätze nahe Start und Ziel hieß es: Rechtzeitiges Erscheinen sichert gute (Park-)Plätze! Nachdem die Autos abgestellt waren, ging es an der palmengesäumten Küste entspannt entlang Richtung Eventgelände während langsam die Sonne aufging und die Szenerie der zahllos erscheinenden Laufenthusiasten in ein bizarres Licht tauchte. Das eine oder andere bekannte Gesicht erschien aus der Menge und wurde erfreut begrüßt, obligatorische Fotos wurden geschossen und Selfies durften selbstverständlich ebenfalls nicht fehlen! Die (Halb-)Marathonis nahmen bereits um 9:00 Uhr ihre Strecke unter die Laufschuhe, ihnen folgten die 10er eine knappe Dreiviertelstunde später. Die Sonne hatte die Luft inzwischen auf über 20 Grad Celsius erwärmt und das forderte den meisten Athletinnen und Athleten doch vieles ab. Ich selbst hatte nach dem Start einige Mühe, mich durch das dichte Teilnehmerfeld nach vorn durchzuarbeiten und benötigte für die beiden ersten Kilometer mehr als 10 Minuten. Allein bis zum Überqueren der Startlinie waren bereits über 45 Sekunden ins Land gegangen und so summierten sich die Minuten auf. Der Versuch, die verstrichene Zeit wieder aufzuholen war von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn es galt aufgrund der steigenden Temperaturen mit den Kräften hauszuhalten und das Ding in akzeptabler Zeit nach Hause zu bringen. Am Ende blieb ich zwar etwas hinter meinen eigenen Erwartungen zurück, konnte das Rennen aber noch in einer Nettozeit unter 50 Minuten beenden.

Erfreulicherweise kam das gesamte Wittenseer Aktiv Team unbeschadet ins Ziel und Organisator Thomas war die Erleichterung darüber deutlich anzusehen, denn seine anfängliche Anspannung löste sich förmlich in sonnenerwärmter Luft auf! Jetzt war der Flüssigkeitsbedarf zu decken - wir mussten hier leider auf die inzwischen liebgewonnenen isotonischen Getränke der WQ verzichten und uns mit Wasser und alkoholfreiem Bier begnügen. Wieder war Fototermin angesagt, so dass die ‚Vorher-Nachher-Dokumentation‘ vervollständigt und das Wittenseer-Team im entsprechenden Outfit x-mal abgelichtet wurde. Die Siegerehrung lief ohne Beteiligung des WQ-Teams ab, da diese bereits stattfand, während wir uns noch an den Getränkestationen entlanghangelten und die ohnehin den vorderen Gesamtplatzierten galt. Damit war der Drops gelutscht und es ging zurück zum Hotel und weiter zum Strand ins Meer! Es galt jetzt, sich für ausreichendes Durchhaltevermögen zur After-Race-Party im Megapark zu erholen, die ab 19:00 Uhr steigen sollte.

Oberste Priorität hatte das Schaffen einer ausreichenden Grundlage, damit auch mehr als zwei Bier ohne große Schwächephasen genossen werden konnten! Also wurde das Buffet ausgiebig genutzt und entsprechend vorgesorgt. Dann ging’s los: Geschlossen zog das WQ-Team gen Megapark und wurde dort von Ordnern an seinen Platz geführt. Die Menge an Menschen (vierstellig), die Geräuschkulisse und die bereits entstandene Stimmung gaben ein erstes Gefühl davon, was von diesem Abend zu erwarten war. Zunächst am zugewiesenen Platz etwas verhalten, drehten die Teammitglieder plötzlich auf als sei ein Schalter umgelegt und auf Feiermodus gestellt worden. Nicht zuletzt sorgte ein motivierter Discjockey dafür, dass die Sitzgelegenheiten zu Minitanzflächen umfunktioniert wurden und die ganze Bude auf den Bänken stehend und schunkelnd eingängiges Liedgut mitträllerte und beklatschte. Dabei sorgte der bestens organisierte Service nach dem ersten Freibier für reichlich Nachschub, was der bereits ausgelassenen Stimmung zu weiterer Steigerung verhalf. Hätte mir eine Woche vorher jemand gesagt, ich würde am Ballermann auf der Bank stehen und feiern bis der Arzt kommt, dem hätte ich wahrscheinlich einen Vogel gezeigt! Aber wie das oft im Leben ist: Erstens kommt es anders als man zweitens denkt! Ich habe dort gelernt, dass man sich dem nicht entziehen kann, besonders unter Gleichgesinnten in einer solchen Gruppe! Das war für mich eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte und von der ich glaube, dass sie sich auch nicht wiederholen lässt!

Tatsächlich war es unser Wittenseer Aktiv Team, das dort bis zur Schlussmusik gefeiert und quasi hinter sich die Tür zugemacht hat. Einige Versprengte zog es dann noch in die Disco im Obergeschoss; aber spätestens gegen 02:30 war dann auch Bettzeit für alle.

Nach diesem gelungenen Abend war für Montag spätes Frühstück verordnet und anschließend ein Ausflug zu anderen Stränden geplant. Leif, Thomas und Freund Matthias hatten Fahrräder geordert, um auf dem Bike die Insel unsicher zu machen. Bastian hatte kurzentschlossen die weniger fordernde Strandvariante gewählt und bestieg mit uns den VW-Bus, der die Besatzung, von Sophie gesteuert, nach Sant Elm brachte. Die dortige kleine Bucht mit glasklarem Wasser bot die nötige Ruhe und Größe (sie war schön klein, weit und breit keine Hut-, Uhren-, Gürtel- oder Sonnenbrillenverkäufer!), nach einem ausgelassenen Festabend zu relaxen. Nach einigen Stunden des Strandgenusses kehrten wir auf der Rückfahrt über die Serpentinen in Port d. Andratx ein und genossen das Hafenflair bei Kaffee und kleinem Imbiss, bevor wir zur Rückfahrt Richtung Hotel aufbrachen. Es war wieder ein wunderbarer Tag, wie es auch schon die Tage zuvor gewesen waren - aber es war leider schon der Letzte!

Für den nächsten Morgen war für sechs Uhr Frühstück angesagt, denn es galt rechtzeitig am Flughafen einzuchecken! Für mich persönlich begann dieser Morgen mit einer besonderen Überraschung: Es war mein Geburtstag und die WQ-Teammitglieder hatten nicht nur eine symbolische Geburtstagstorte mitgebracht, die zudem charmant mit einer als Fragezeichen geformten Kerze verziert war und die Bedeutung von Zahlen in den Hintergrund rücken ließ. Nein, sie intonierten den Klassiker Happy Birthday..., der für nahezu jeden Geburtstag auf der Welt obligatorisch ist. Darüber habe ich mich sehr gefreut und war angenehm berührt, dass sie daran gedacht hatten.

Mit der Gewissheit, dass diese überaus angenehme, harmonisch verlaufene und erlebnisreiche Reise nun dem Ende entgegen ging, brachen wir pünktlich zum Flughafen Palma auf. Dort hieß es dann Autos abgeben, einchecken und auf den Abflug warten. So weit so gut! Völlig eingenommen von den vergangenen Tagen und der Tatsache, dass diese so liefen wie sie besser nicht hätten laufen können, saßen wir in der Abflughalle und warteten in Gespräche vertieft auf unser Boarding. Unsere Gruppe hatte sich bereits etwas verkleinert, was aber keinen Anlass zur Unruhe hervorbrachte und darin endete, dass aus den Lautsprechern ungeduldig auf den bevorstehenden Abflug nach Hamburg aufmerksam gemacht wurde. Also Sachen geschnappt und zum entsprechenden Ausgang, dort hieß es dann höflich aber bestimmt: „Sorry, you are too late!“ Was folgte, kann sich jeder denken! Ungläubige Blicke kreuzten sich und Unbehagen kam auf. Der Blick auf die Uhr machte denn auch deutlich: Es waren noch gerade 5 Minuten bis zum Start – das war wirklich sehr wenig Zeit! Aber offenbar waren wir nicht die Einzigen, die so spät dran waren. Das Bordingteam hatte den Schrecken in unseren Gesichtern sichtlich genossen und schließlich ein Einsehen. Man ließ uns passieren und den Shuttlebus besteigen, wo sich weitere Fluggäste befanden, die wegen eines Verkehrsunfalles in einen Stau geraten und deshalb ebenfalls in sozusagen letzter Minute erschienen waren. Noch einige verärgerte Blicke des Flughafenpersonals über uns ergehend, fanden wir unsere Plätze im Flieger, der dann schließlich gen Hamburg abhob.

Nun, in Hamburg angekommen und auf unser Gepäck wartend, war es soweit: Diese Reise, auf die wir uns mehr als ein Vierteljahr lang so gefreut hatten, die uns die Teilnahme an dem Sportevent ermöglicht hatte, die zu einem unbeschreiblichen zwischenmenschlichen Erlebnis geworden war, die in kürzester Zeit die verschiedensten Menschen zusammengebracht hatte, war jetzt zu Ende! Tatsächlich war in dieser knappen Woche der Gemeinsamkeit etwas entstanden, was jemand aus der Gruppe als Teamspirit bezeichnet hatte – und so fühlt es sich an! Deshalb glaube ich, dass die Reise weitergeht, nur in anderer Form. Denn der Teamspirit wird der Treibstoff dafür sein!

Für diese Erfahrung danke ich der Wittenseer Quelle, unserem Orgateam Thomas mit Katharina und Leif und ganz besonders jedem Einzelnen der sieben Mitgewinner dieser Reise sowie Matthias und Basti! Es war mir eine große Freude, Euch kennenzulernen und ein Teil dieses Teams zu sein!

Keep on Running,

Euer Carsten, alias tc (triple c)

 

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